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Die Geschichte des Shaykhs von Azhar und der Prostituierten

Die Geschichte des Shaykhs von Azhar
und der Prostituierten

von Shaykh `Ali Tantawi (möge Allah ihm barmherzig sein)

Auszug aus seiner Autobiographie über Shaykh Ahmad az-Zayaat
(möge Allah ihm barmherzig sein)

Aus dem arabischen übersetzt von Idris Fakiri

 
Im Namen Allahs,
des Allerbarmers, des Barmherzigen

Shaykh `Ali Tantawi sagte:

„Der Shaykh (Ahmad az-Zayaat) war ein Lehrer der in seinem Leben nichts anderes kannte außer der Azhar (berühmte Universität in Kairo in Ägypten) an der er unterrichtete, das Haus in dem er lebte und den Weg zwischen seinem Haus und der Azhar.

Als die Jahre vergingen, er älter wurde, seine Gesundheit sich verschlechterte und er Ruhe benötigte, drängte ihn schließlich sein Arzt eine Auszeit zu nehmen. Er schlug ihm vor einen ruhigen und erholsamen Park weit ab von seinem Arbeitsplatz und seinem Haus in der Nähe des Nils aufzusuchen.

Eines Tages ging der Shaykh raus und stoppte eine Kutsche (zu dieser Zeit waren Autos noch nicht verfügbar). Er sagte zum Fahrer: „Mein Sohn, bring mich bitte an einen schönen Ort wo ich die Aussicht genießen und mich entspannen kann.“

Der Fahrer, ein boshafter und übler Mensch brachte den Shaykh an einen Platz in Ägypten an dem es zu dieser Zeit sehr viele Bordelle gab.

Als sie dort ankamen sagte der Fahrer zum Shaykh: „wir sind da.”

Der Shaykh sagte: „O mein Sohn, das Maghreb-Gebet ist nahe, wo kann ich dieses verrichten? Bring mich bitte zuerst zur Moschee.“

Der Fahrer (mit seinem Finger auf eines dieser Häuser zeigend) sagte: „ die Moschee ist dort drüben.“

Die Tür (an diesem Ort) war offen und die Frau die das Bordell betrieb saß dort in einer Art wie es für solche Frauen aus diesem Milieu bekannt ist. Als der Shaykh sie sah senkte er seinen Blick. Er sah einen Sitzplatz und schritt darauf zu und setze sich um auf den Adhan (Gebetsruf) zu warten.

Die Frau starrte ihn verwirrt an. Was brachte diesen Mann hierher? Er sieht nicht aus wie einer ihrer gewöhnlichen Kunden. Sie dachte weiterhin nach und traute sich nicht ihn danach zu fragen was er hier suchte. Was sie davon abhielt war ihre Scham die sie in ihrem Herzen immer noch empfand, selbst als Prostituierte. Diese Scham zeigt sich nur in Anwesenheit von frommen Menschen.

Er (der Shaykh) hingegen sprach weiterhin Tasbih (mit den Worten „Subhan Allah“ (Gepriesen sei Allah)) während er auf seine Uhr schaute bis er den Adhan des Maghreb-Gebet aus der Ferne hörte.

Er fragte sie: „Wo ist der Muadhin (Gebetsrufer)? Warum rief er den Adhan nicht aus als die Zeit des Gebets eintraf? Bist du seine Tochter?“

Sie blieb still.

Er wartete eine Weile und dann sagte er: „Meine Tochter die Zeit des Maghreb-Gebet ist kurz, es ist nicht gestattet es zu verspäten und ich sehe hier niemanden. Solltest du Wudu (Gebetswaschung) verrichtet haben, dann bete hinter mir in Gemeinschaft.“

Er rief zum Gebet ohne nach ihr zu schauen. Als er den Iqamah (zweite Gebetsruf) ausrief, vernahm er eine Stille hinter sich.

Er fragte: „was ist los? Hast du keinen Wudu?“

Auf einmal erwachte ihr Iman (in etwa tiefe Glaube) und sie erinnerte sich an ihre alten Tage. Die Tage an denen sie voller Reinheit und weit ab von Sünde war. Sie schrie ganz laut und warf sich ihm zu Füßen.

Der Shaykh war völlig überrascht und wusste nicht wie er sie beruhigen konnte.

Sie fing schließlich an ihre Geschichte zu erzählen.

Er sah in ihren Worten großes Bedauern und er fühlte die Wahrhaftigkeit ihrer Reue. Er erkannte die Aufrichtigkeit in dem was sie erzählte. So sagte er zu ihr: „Höre meine liebe Tochter was der Herrscher aller Welten und Geschöpfe sagt: (Ich suche meine Zuflucht bei Allah vor dem gesteinigten Satan)

„Sag: O meine Diener, die ihr gegen euch selbst maßlos seit, verliert nicht die Hoffnung auf Allahs Barmherzigkeit. Gewiss, Allah vergibt die Sünden alle…“ [Qur´an Surah az-Zumar (39):53]

Alle Sünden meine Tochter, alle Sünden… Die Tore der Reue sind jedem Sünder offen und so weit geöffnet dass sie alle (Sünder) aufnehmen können, gleichwohl wie schwer sie (Sünden) aufgeladen haben, sogar Kuffr (Unglaube am Islam).

Wer auch immer an den Allmächtigen ungläubig geworden ist nachdem er geglaubt hat aber bereut bevor die Stunde seines Todes eintrifft, aufrichtig in seiner Reue ist und seinen Islam erneuert, dem wird Allah die Reue annehmen.

Allah, meine liebe Tochter, ist der Freigiebigste von allen. Hast du je von einem Freigiebigen gehört der die Tür jenem zuknallt der von ihm bittet? Steh auf, gehe dich waschen und bedecke dich. Reinige deine Haut mit Wasser und dein Herz mit Reue und Bedauern und nähere dich Allah. Ich werde hier auf dich warten. Aber verspäte dich nicht so dass wir das Maghreb-Gebet nicht verpassen.“

Sie tat worum er sie bat und kehrte zu ihm mit neuer Kleidung und einem reinen Herzen zurück. Sie stellte sich hinter ihm und betete. Sie fühlte und schmeckte die Süße dieses Gebetes und fühlte auch wie das Gebet ihr Herz reinigte.

Als sie das Gebet beendeten, sprach er zu ihr: „Komm mit mir und brich alle Verbindung ab die du mit diesem Ort und diesen Leuten hast. Versuche die Zeit die du an diesem Ort verbracht hast aus deinem Gedächtnis zu löschen. Bitte Allah regelmäßig um Vergebung und mehre deine guten Taten.

Wahrlich, die Sünde der Unzucht ist nicht größer als Kuffr und Hind [bint `Utbah - möge Allah wohlzufrieden mit ihr sein) war eine Ungläubige und erbitterte Feindin des Gesandten (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) die sogar beabsichtigte die Leber von Hamza (möge Allah wohlzufrieden mit ihm sein) dem Onkel des Gesandten (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) zu essen. Sie wurde danach eine rechtschaffene Gläubige und wir sagen: „möge Allah wohlzufrieden mit ihr sein.““

Der Shaykh nahm sie und brachte sie zu einem Haus mit gläubigen Frauen und fand für sie einen rechtschaffenen Ehemann und wies ihn an sich gut um sie zu kümmern.“

[Al-Manarat bi`inaayat Mujaahid diraaniyah 1/252 (1 / 252 ط المنارة بعناية مجاهد ديرانية)]

 

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